Montag, 10. November 2014

[Rezension] Kevin Brooks- Bunker Diary

Bildquelle: dtv-dasjugendbuch.de

Genre: Thriller, Jugendbuch
Seitenanzahl: 300
Preis: 10,99 € Intresse?
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv.de)






Kurzbeschreibung:

Sechs Personen in einem Bunker, festgehalten von einem namenlosen Entführer, dessen Identität ebenso unklar ist wie sein Motiv. Der sechzehnjährige Linus ist der Erste. Die neunjährige Jenny sowie vier Erwachsene folgen. Der Willkür des unbekannten Täters ausgesetzt, suchen Linus und seine Mitgefangenen nach einem Weg, in dieser gnadenlosen Situation das zwangsweise Miteinander erträglich zu machen. Doch als der Entführer beginnt, sie aufeinanderzuhetzen und anbietet, einen von ihnen um den Preis des Lebens eines der anderen freizulassen, eskaliert die Situation . . .

So hat mir das Buch gefallen:

Entgegen meiner Erwartung, am Anfang des Buches á la "Ich wünschte ich könnte dich hassen" mit dem Entführungszenario konfronitert zu werden, steigt das Buch quasi mitten in der Handlung ein. 
Der 16-jährige Linus findet sich in völliger Dunkelheit im inneren eines Bunkers wieder und versucht verzweifelt herauszufinden wo genau er sich befindet. Wenig später klärt er den Leser dann aber über den Vorgang der Entführung auf, bei welcher er geschickt ausgetricktst wurde.
Selbiges trifft auch auf die 5 weiteren Personen zu, die nach und nach in den Bunker verschleppt werden. 
Neben dem verzweifelten suchen nach einer Fluchtmöglichkeit entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Art "WG-Leben" doch als sich der geheimnissvolle Entführer anfängt einzuschalten, scheint eine Flucht immer nötiger.

Kevin Brooks schafft es, mit dem Auftakt des Buches die Spannung direkt an einem hohen Maß einsetzten zu lassen, und bis auf einige kleine Außnahmen verringert sich dieses Maß während des Romans kein Stück. 
Durch den Tagebuch-Schreibstil wird der Leser von Linus direkt ins Geschehen und die Spannung des "Bunker-Alltags" mitgenommen, außerdem gelingt es dem Leser so, eine Bindung zum Protagonisten aufzubauen und dessen Gefühle nachzuvollziehen. Durch die direkte Ansprache an den Leser, und die Tatsache dass Linus klar macht, vor ihm (dem Leser) Geheimnisse zu haben, bekommt die Spannung eine neue Dimensoin. 
Die Bindung hält der Autor während des ganzen Romans aufrecht, während Linus sich zusehens zum negativen verändert: Er wird "verrückter" und verzweifelter. Diese Entwicklung ist vom Autor meiner Ansicht nach sehr treffend und realistisch dargestellt, er erhöht damit zusehens die Spannung. Dabei ist mir ein Detail aufgefallen, was ich sehr mochte: Ganz zum Schluss des Romans gibt es keine Seitenzahlen mehr in Linus' Tagebuch: Ein Zeichen für sein Elend.
Außerdem wird Linus immer nachdenklicher. Mit zunehmender Zeit im Bunker wird er immer philosphischer, denkt immer mehr über seine Situation und sein Leben im allgemeinen nach, was dem Leser durch immer wieder auftauchende Rückblicke spannend erzählt wird. Ich mochte diese philosophischen Absätze sehr, wobei sich dabei die Meinungen sicher unterscheiden.
Für mich war es zusätzlich die Variabilität der einzelnen Charactere, ihre Plastizität, und das daraus entstehende- und sich entwickelnde Konfliktpotenzial, was diesem Roman so viel Spannung verleiht: Die sympathie- und antipathiefähigkeit des Lesers wird auf die Probe gestellt, besonders weil sich die Beziehungen während des Romans stark entwickeln, was vom Autor wunderbar umgesetzt ist.
Mit der Zeit wird der Protagonist damit zur greifbaren Person: Ich mochte Linus sehr. Er ist humorvoll, intelligent, reflektiert, er schätzt andere Personen treffend ein, stellt Vermutungen auf. 
Schade eigentlich, dass viele seiner höchst spannenden Vermutungen vom Autor nicht wieder aufgegriffen wurden.
Ein weiterer kleiner Störfaktor für mich persönlich waren die vom Autor eingesetzten Stereotypen.
Einem Mitgefangenen, der sich schnell als homosexuell outet, wird natürlich sofort das Klischee "Aidskranker" aufgedrückt, und ein vom Entführer zum verletzen der Gefangenen eingesetzter Hund ist natürlich ein Dobermann, weil diese Hunde ja bekanntlich alle das Werk des Teufels sind. 

Die Sprache des Autors war für mich einfach wunderbar zu lesen. Der Sprachstil ist simpel (eben angemessen für einen 16-jährigen), und man fließt als Leser einfach so hindurch. Ein weiterer Faktor neben der unglaublichen Spannung, der diesen Thriller zum absoluten Pageturner macht. 
Außerdem ist der Humor des Romans einfach fantastisch. 
Die Dialoge zwischen den Gefangenen und Linus Art zu denken und zu Urteilen haben mich manchmal wirklich Tränen lachen lassen, und das in einem Thriller, der ansonsten wirklich
schockierende Dinge zutage führt.
Auch die verschiedenen Schreibarten und die vereinzelte Einbindung von Skizzen machen das Buch abwechslungsreich und unterhaltsam. 
Der Autor schafft es wirklich, so unglaublich viel nur durch Sprache zu vermitteln, das fand ich wirklich wahnsinn. 
So bleibt mir nurnoch zu ergänzen, dass das Ende dem Roman wirklich eine große Krone aufsetzt. 
Es ist brillant geschrieben, schockierend, aufwühlend und emotional so mitreßend, dass es den ein oder anderen zu Tränen gerührt haben mag, oder ihn einfach dazu veranlasst hat, ein paar Minuten in eine Schockstarre zu verfallen (insklusive mir). Und wir wissen ja alle dass das ein wirklklich gutes Ende ausmacht! 


Fazit
"Bunker Diary" könnte spannender und aufwühlender nicht sein. Durch geschickte Erzeugung von Spannung, gute Ausarbeitung des Plots und der Characktere, sowie einem herausragenden Sprachstil wird dieser Ronam ein absolutes Muss für alle Thrillerfans. 
Als kleines Extra obendrauf bindet der Autor Humorvolle und Philosophische Elemente mit ein, und rundet den Roman so für Leser aller Art ab.  

Bewertung  

5/5 Eulen

2 Kommentare:

  1. Huhu :)
    Ich bin gerade an der Rezi hängen geblieben. Eine sehr gute übrigens :)
    Das Buch war leider nichts für mich. Mein Problem war so ziemlich das ganze Buch. Von der Schreibweise bis hin zum Protagonisten. Und dann dieses Ende.
    Aber ich bin auch nicht so der phillosophisch angehauchte Leser ;)

    Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
  2. Hallöchen liebe Carly,
    Vielen lieben Dank erstmal und ich kann dich da durchaus verstehen. Ich glaube das Buch ist einfach so..."provokant" und speziell dass es wirklich sehr individuell aufgefasst werden kann.
    Oh, das Ende war einfach furchtbar. Ich meine, ich fand es auf eine gelungene Art furchtbar wenn du irgendwie verstehst was ich meine, aber das ist duchraus verständlich :D

    AntwortenLöschen